YELLOW Z / ARGUS / BERCHTOLDKRASS / RABE LANDSCHAFTEN / DR. STEFAN CARSTEN 2 Millionen Morgen Land

Das Rheinische Revier wird in den kommenden Jahrzehnten einen tiefgreifenden Transformationsprozess durchlaufen, welcher die heutigen sozio-ökonomischen Strukturen, das Raumbild und das Selbstverständnis der Region herausfordert. Der Arbeitsbegriff ‚Morgen‘ fängt dabei eine räumliche und zeitliche Dimension dieser Zukunftsaufgabe ein: Wie kommt die Fläche des Reviers (5.000 km2 = 2 Mio Morgen) ins Morgen? Der bewusste Umgang mit Landschaft und Schutzgut Boden muss eine entscheidende Rolle spielen.

Download der vollständigen Präsentation

Hauptkarte im Raumlabor

Grundsätze Der Boden ist nicht vermehrbar!

Kohle und Flächeninanspruchnahme stehen nicht länger im Zentrum einer wirtschaftlichen Entwicklung und Wohlstand, sondern Wissen, Kreativität und Dienstleistungen. Der Boden hingegen muss geschützt werden, um den Klimawandel, Landwirtschaft, Energie, Natur und Erholung Raum zu schenken.

Grundsätze Nutzungsüberlagerung!

Ein verantwortungsvoller Umgang mit Fläche und Boden bedeutet konsequente Nutzungsüberlagerung an jedem Ort, in jeder Parzelle. Die Multikodierung des Reviers wird zur zentralen Planungsprämisse. Straßen werden von Autos, Radfahrer:Innen und Bussen, sowie zur Energieerzeugung und als Biodiversitätshabitate und -korridore genutzt, das Gemeinschaftszentrum ist gleichzeitig ökonomisches Innovationszentrum und der Naturraum kann Erholung, Bildung und Energie. Eine neue Vertikalität und Durchmischung, die die Ressource Fläche anerkennt und schützt, sind vor diesem Hintergrund die logische Folge.

Grundsätze Ein starkes Dazwischen - zwischen den Metropolen!

Das starke Dazwischen basiert auf einem ÖV-orientierten, dezentralen Wachstumsmodell. Die Vielzahl der Mittel- und Kleinstädte bietet Qualitäten, die ausgebaut und in Kooperation gestärkt werden müssen. Untereinander vernetzt und im Zusammenspiel mit den Landschaftsräumen kann dieses Netz seine Eigenständigkeit gegenüber Metropolen behaupten und einen symbiotischen Konterpart zu diesen bilden.

Grundsätze Alle mitnehmen!

Alle Mitnehmen! Die Montanindustrie hat die Region über Jahrzehnte geprägt und getragen. Das Rheinische Revier basiert zukünftig auf neuen Prinzipien: eine neue Dezentralität, Wertschätzung von Flächenressourcen und Natur sowie Mobilität, die auf den öffentlichen Verkehr, aktiven Lebensstilen und Autonomisierung. Diese Eigenschaften prägen die Identität über die Region hinaus und sorgen für einen Wohlstand weit über den Planungszeitraum hinaus.

Grundsätze Gemeinsames Kirchturmdenken!

Schluss mit dem Kirchturmdenken. Nur ein gemeinsames Kirchturmdenken hilft jetzt noch. Kooperationsmodelle, digitale Infrastrukturen, Zugang zu Mobilität und Räume für Partnerschaften sind dafür die Voraussetzung. Das Rheinische Revier braucht eine neue Identität, ab sofort. Es ist die Basis für einen neuerlichen Aufschwung und die Umsetzung eines neuen Governance-Modells, dass Kooperation als zentralen Wettbewerbsbegriff definiert.

Grundsätze Ein Gütesiegel für die Region!

Ohne Zutun (und ohne zusätzliche Investitionen) privater Entwickler und Investoren wird jegliche bauliche Entwicklung zukünftig mit einer ökologischen Qualifizierungsmaßnahme im Rheinischen Revier gekoppelt. Das Governance-Modell von Revierpartnerschaften wird dabei nicht zum Hemmnis für Investitionen, sondern vielmehr zum Anreiz für Investitionen im Revier.

Mobilitätswende im regionalen Kontext denken Konnektivität stärken

Um die Mobilität innerhalb der Region zu verbessern und im Sinne der Mobilitätswende voranzutreiben, soll die Dynamik der bereits begonnenen Transformationsprozesse genutzt werden. Ziel ist es, die bestehende Infrastruktur so zu aktivieren und zu erweitern, dass die Siedlungsentwicklung konsequenter am ÖV-Netz ausgerichtet werden kann.

Verkehr im Raumlabor

Für eine bodenverträgliche Siedlungsentwicklung Kleinteilige Zentralitäten

Die angestrebte Raumstruktur des Rheinisches Revier basiert auf einem polyzentrischen und differenzierten Siedlungsmodell, welches wesentlich auf ein starkes ÖV-Netz aufbaut. Die Knotenstädte, an den Kreuzungspunkten des ÖV gelegen, und die Perlenketten, Städte entlang der Schienennetze, werden in diesem Sinne zu prioritären Orten des Wachstums. Die Metroränder, Siedlungen und Vororte der Großstädte, werden kompakter und urbaner weiterentwickelt. Kleinere Landgemeinden abseits der großen Infrastrukturnetze setzen als agriurbane Dörfer weniger auf Wachstum als auf eine Qualifizierung und behutsame Nachverdichtung unter Ausnutzung ihrer landschaftlichen Einbettung. Um dies gezielt zu ermöglichen, kommt hier das Modell der Revier-Koop zum Tragen.

Siedlung im Raumlabor

Entsteht durch Verknüpfung von Kompetenzen, Landschaft und Raum für Experimente Innovation im Revier

Im Kernrevier, das durch die geplante Revier- S-Bahn zusätzlich sowie in- als auch extern vernetzt wird, entsteht eine zukunftsweisende Innovationslandschaft. Die vorhandenen Siedlungsstrukturen der Knotenstädte und Perlenketten, gepaart mit der Seewerdung der ehemaligen Tagebaue, sowie bestehenden Transformationspotenzialen der Kohleindustrie bieten eine hervorragende Ausgangslage für die Ansiedlung zukunftsweisender Technologien. Der Innovationsloop bietet einen institutionellen Rahmen der zugleich Sichtbarkeit nach außen verspricht.

Der Loop im Raumlabor

Leitsätze Schätze ins Morgen tragen

Siedlungsentwicklung, Mobilitätsausbau und Tagebau haben in den vergangenen Dekaden nach und nach gewaltige Flächen „verzehrt“. Künftig gilt es, dem Flächenhunger entschieden entgegenzuwirken, um die endogen Kräfte und Potenziale überhaupt erst mobilisieren zu können. Gewässer, Wälder, Auen, Moore und Böden übernehmen lebenswichtige Funktionen und sind die eigentlichen „Schätze“ der Region. Diese Ein- bzw. Wertschätzung schlägt sich im planerischen Handeln nieder. Für eine weitsichtige Entwicklungsperspektive müssen Landschafts- und Freiräume konsequent geschützt und mit Augenmaß weiterentwickelt werden.

Leitsätze Kultur des Andersmachens

Nicht nur die Verfügbarkeit von Freiräumen und Landschaftselementen muss auf den Prüfstand gesetzt werden, sondern auch die Qualität künf- tiger Nutzungen und Stadtstrukturen. Der bisherige „Weg des geringsten Widerstandes“ in der Planung führte vielfach zu ineffizienten und mono- funktionalen Strukturen. Kluge und ressourcenschonende Entwicklung muss das Augenmerk auf mögliche Transformationsflächen richten, die bereits im Bestand vorhanden sind. Diese wertvollen Flächen müs- sen optimal genutzt, Funktionen und Programme geschickt kombiniert werden. Dabei sind Mut bei der Konzeption und Wille zum Experiment gefragt. Obsolet gewordene (Industrie-)Strukturen sollten nicht vorschnell kleinteilig veräußert werden. Sie stellen in ihrer Größe und Gesamtheit eine wertvolle und strategische Flächenressourc dar.

Leitsätze Gemeinsam handeln

Die Konkurrenz der Gemeinden untereinander und eine damit einhergehende “Kirchturmpolitik” sind Hemmnisse auf dem Weg zu einem neuen regionalen Selbstbewusstsein. Das Rheinische Revier muss durch intensiven Austausch, interkommunale Kooperationen und – wo nötig – fairen Ausgleich von Mitteln und Möglichkeiten als Region zusammenwachsen. Das Revier ist mehr als die Summe seiner Teile. Im Gegenteil. In Zeiten, in denen Globalisierung immer mehr regional und lokal definiert wird, kann nur ein gemeinsames Handeln eine erfolgreiche Übersetzung der Herausforderungen mit sich bringen. und Anpassung von Trends. Nur so wird das Rheinische Revier sichtbar sein.